Rückblick: Wenn Eltern älter werden

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Am Montag, 12.03.2018 lud das Seniorenzentrum St. Elisabeth in Kooperation mit dem AK Demenz Eningen, zu einem Vortrag mit Dr. Beate Weingardt ein:
„Wenn Eltern älter werden, wie gehen wir dann mit ihnen um?“

Am Montag, 12.03.2018 lud das Seniorenzentrum St. Elisabeth in Kooperation mit dem AK Demenz Eningen, zu einem Vortrag  mit Dr. Beate Weingardt ein:
„Wenn Eltern älter werden, wie gehen wir dann mit ihnen um?“
Dass es sich um ein hochaktuelles Thema handelt, mag man an den über 30 Gästen sehen, die Sabine Rist für das Seniorenzentrum St. Elisabeth begrüßen konnte. Es waren sowohl Zuhörer der Sohn/Tochter- als auch der Elterngeneration gekommen, dazu einige, die professionell mit dem Thema Pflege beschäftigt sind. Die spürbar hohe Konzentration sowie viele Diskussionsbeiträge während des Vortrags ließen ahnen, wie sehr das Thema Pflege beschäftigt, teils beschwert und bis an die Grenze des Leistbaren oder darüber hinaus führt.
Wie kommt es, dass einerseits die Elternseite häufig ihre Erwartungen nicht erfüllt sieht, andererseits die Kinder sich überfordern und beide unglücklich, teilweise hilflos erscheinen?


Frau Dr. Weingardt erläuterte, dass sich – auch bei geistig aktiven – Menschen im Alter das Gehirn verändert. Die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen und die Emotionen mit dem Verstand zu kontrollieren, nimmt ab. Es kann zu unrealistischen und überfordernden Erwartungen kommen. Erschwerend kommt hinzu, dass heutige alte Menschen früher meistens selbstverständlich ihre Angehörigen gepflegt und versorgt haben. Nicht unbedingt freiwillig, sie konnten oder durften sich nicht abgrenzen. Es gab kaum Alternativen.
Vor allem Töchter aber auch Söhne berichteten im Laufe des Abends von hohen Erwartungen, die an sie herangetragen werden, obwohl sie für ihre Familie zu sorgen haben und selbst berufstätig sind. Eine Tochter sprach von der schieren Unmöglichkeit, mit der Mutter über eine – wenn auch teilweise – Fremdbetreuung zu sprechen, obwohl bei ihr die Grenze der Belastbarkeit längst überschritten ist.
Was macht es der pflegenden Generation so schwer, für sich zu sorgen? Die Referentin nannte viele mögliche Gründe: der Wunsch nach Frieden und Harmonie, der Wunsch, als Tochter doch noch anerkannt zu werden, endlich Liebe und Anerkennung zu finden. Auch das Bedürfnis nach einem guten Gewissen und Angst vor Schuldgefühlen mögen Gründe sein.


Was kann helfen, diese Phase der Beziehung zwischen Eltern und Kindern für beide Seiten
befriedigend zu gestalten? Als Schlüssel für ein gelingendes Miteinander nannte Dr. Beate Weingardt unabdingbar das frühzeitig gesuchte Gespräch, in dem möglichst offen Wünsche und Vorstellungen geäußert, Möglichkeiten und Grenzen benannt werden. Wichtig sind auch Absprachen unter den Geschwistern. Wer übernimmt welche Aufgabe und werden hierfür finanzielle Gegenleistungen vereinbart? Sie riet dringend, rechtzeitig an Testament, Vollmachten und Patientenverfügung zu denken, ebenfalls konkrete Wünsche für die Beerdigung zu besprechen.
Sie empfahl, niemals ein Versprechen zu geben oder zu fordern, das eine Fremdpflege, sei es in der eigenen Häuslichkeit oder in einem Pflegeheim, ausschließt. Zu unheilvoll sind die Situationen sonst, wenn ein Ehepartner oder Kind die Pflege trotz großer Anstrengung nicht mehr leisten kann.


Dr. Beate Weingardt beendete ihren Vortrag mit einem Plädoyer für das Verzeihen. Sie sprach vom Loslassen der Hoffnung auf Einsicht und dem Ziel, Frieden zu stiften und zu finden anstatt auf seinem Recht zu beharren.
Susanne Fieselmann vom AK Demenz dankte der Referentin für die Impulse und Anregungen, die sowohl die Pflegenden als auch die (vielleicht zukünftig) Gepflegten zum weiteren Nachdenken herausforderten. Wenn einige der Zuhörer ermutigt wurden, das offene, vertrauensvolle Gespräch mit den Kindern oder Eltern zu suchen, hat sich der Abend gelohnt.

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